Wir sind Europa!
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1.Die Wahlen zum Europäischen Parlament stehen bevor. Es sind die
bedeutendsten aller bisherigen Europawahlen. Es ist an der Zeit, das Projekt
Europa wieder in Fahrt zu bringen, und sowohl dem antieuropäischen Populismus
als auch den übertriebenen Sparmaßnahmen entgegenzuwirken.
2. Es ist nunmehr klar geworden, dass die Strategie, den europäischen
Integrationsprozess bloß durch ökonomische Vorteile voranzutreiben, nur bis zur
Einführung des Gemeinsamen Marktes (1992) funktioniert hat. Danach, vor allem nach
der vielleicht voreiligen Einführung des Euro, ist dieses Modell in die Krise
geraten, ja drängt sogar den Integrationsprozess zurück, das Herzstück und das
Ziel des neuen Europa.
3. Das Projekt des Euro soll jedoch weiter betrieben werden, und zwar durch
wirksame Hilfsmaßnahmen gegen die entstandenen
Ungleichgewichte. Obwohl es ohne eine zentrale Steuerung gestartet wurde und
viel zu sehr von Automatismen abhängig ist, darf das Projekt der
Einheitswährung auf keinen Fall scheitern. Sonst stünde eine nationale oder
sogar eine nationalistische Regression der europäischen Völker bevor.
4. Die Sparmaßnahmen können und dürfen nicht das einzige Gegenmittel in
der aktuellen Krise sein. Ohne eine europäische Wirtschaftsregierung, die auf
der Grundlage einer gemeinsamen politischen Basis sich gegen die
Ungleichgewichte zwischen den von einander abweichenden Wirtschaftszonen
stemmt, ist die Einheitswährung ein zum Scheitern verurteiltes Projekt. Noch mehr.
Alle Lösungsversuche der Krise, die vor allem oder nur auf der wirtschaftlichen
Ebene erfolgen, werden fehlschlagen.
5. Wir müssen eine breitere Betrachtungsweise dessen zurückgewinnen,
was Europa war, ist und werden kann. Unser Kontinent hat eine eigene Kultur und
eine eigene Zivilisation, die bei Weitem seine nicht anzuzweifelnden ökonomischen
Erfolge und die Weltanschauung des homo
oeconomicus übertreffen. Man denke nur an die Idee der Gesellschaft als polis, an die Vorstellung von Geschichte
als Ort der Veränderung und des Fortschritts und an die Trennung von weltlicher
und religiöser Macht.
6. Die ursprüngliche Intention der europäischen Union war die
Beendigung der häufigen, blutigen Kriege zwischen Nachbarstaaten, die im
zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichten. In den fünfziger Jahren hat die Gemeinschaft von Kohle und Stahl im
Hinblick auf einen dauerhaften Frieden angefangen, die Staaten Europas auf der wirtschaftlichen
und politischen Ebene zusammenzuführen. Dann
wurden neben der ökonomischen Integration gemeinsame zivilgesellschaftliche und
demokratische Standards vorangetrieben.
7. Die Zusammenarbeit innerhalb der EU ist ohne Zweifel bereits erfolgreich
gewesen, was die Sicherung der Bürgerrechte, was den Umweltschutz, was die
Entwicklung erneuerbarer Energiequellen und was die Steigerung der
wissenschaftlichen Forschung anbelangt. All das sind große gemeinsame Güter
aller Europäer. Auf diesem Weg müssen wir entschieden voranschreiten.
8. Unser Kontinent ist vielgestaltig und unterschiedlich und darin
besteht sein Reichtum. Bedeutende kulturelle
und gesellschaftliche Unterschiede haben sich in Jahrtausenden
herauskristallisiert, und Europa konnte die unterschiedlichen kulturellen
Besitzstände in ein gemeinschaftliches Füreinander einbringen und fruchtbar machen.
Es ist notwendig, dass die unterschiedlichen zivilisatorischen und kulturellen
Modelle jetzt und künftig miteinander reden und voneinander lernen.
9. Europa hat außerdem die Verpflichtung, die Entwicklung der Demokratie
und die Wahrung der Grundrechte zu fördern, und zwar innerhalb der EU und auch
im Weltmaßstab. Die EU braucht ein Programm für die Aufnahme allderjenigen, die
vorm Frevel der Kriege Zuflucht suchen. Sie muss ebenfalls Chancen für
diejenigen eröffnen, die dem Abgrund krasser Armut entkommen wollen.
10. Damit der europäische Integrationsprozess nicht zum Stillstand
kommt, muss sich etwas bei den Institutionen der EU verändern. Zum Beispiel:
a) Man sollte die Rolle des Europäischen Rates einschränken, dessen
Beschlüsse zu sehr Interessenpolitik zuneigen und durch das
Einstimmigkeitsprinzip bedingt sind.
b) Man sollte eine Wirtschaftsregierung für die Eurozone ins Leben
rufen und dabei auch das Modell der europäischen Wirtschaftsentwicklung neu überdenken.
(1)
* * *
Zwischen dem 22. und dem 25. Mai sind die Bürger der 28
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aufgerufen, die Abgeordneten des
Europäischen Parlaments zu wählen.
Bürger Europas, Vereine und Verbände der Zivilgesellschaft, organisieren
wir uns! Lassen wir uns Europa nicht einfach wegnehmen! Geben wir einem
demokratischen Europa die Stimme, einem Europa, das die Wirtschaft führt und
nicht von der Wirtschaft geführt wird!
Den 29. März 2014
Volta La
Carta!! e. V. – Heidelberg
voltalacartaheidelberg.blogspot.de
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(11) Die Glienicker Gruppe hat neulich dazu wichtige Vorschläge
unterbreitet. Siehe: www.glienickergruppe.eu/ und voltalacartaheidelberg.blogspot.de/2014/01/il-documento-degli-undici.html .
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