PROGRAMMATISCHER
und KONSTUIERENDER BRIEF
von
„ VOLTA LA
CARTA !! „
KULTURELLER
KREIS in HEIDELBERG
Liebe italienische Mitbürger, liebe Freunde
Italiens,
am 10 November 2011 haben wir in Heidelberg den
Kreis „Volta la Carta !“ („Wende das Blatt !“) gegründet.
Was hat uns dazu bewogen und welche Ziele verfolgen wir damit ?
In den letzten zwanzig Jahren hat sich
unzweideutig gezeigt, wie groß in unserem Lande das Defizit an
Bürgermoral und Gemeinschaftssinn ist. Zu oft wurde und wird das
Gemeinwesen durch Privat- oder Gruppeninteressen missbraucht. Die
Zivilgesellschaft wurde zum großen Teil davon angesteckt, teilte
sich in voneinander abgeschottete Segmente oder zog sich in einen
schäbigen Partikularismus zurück. Der Wirtschaftssektor verlor
offensichtlich jedes Verantwortungsgefühl der Gesellschaft als
Ganzer gegenüber. Als ob das nicht genug wäre, degenerierte die
öffentliche Meinung, die eigentlich der Ort einer vernünftigen
Auseinandersetzung sein sollte, zum Sprachrohr ökonomischer oder
partikulärer Interessen, zum Schauplatz offener Sprachverwirrung
oder sie verstummte gänzlich.
All dies ist gefährlich und inakzeptabel für
eine Demokratie. Der Bürger und das Gemeinwohl müssen wieder ins
Zentrum gerückt werden. Unser Kreis hat sich vorgenommen, den seit
langem chronisch gewordenen Übeln Italiens auf den Grund zu gehen.
Wir wollen sie in ihrer geschichtlichen Dimension und in ihrer
aktuellen Auswirkung im europäischen Kontext erforschen. Gemeint
sind z. B. die Übermacht der Klientelwirtschaft und des
Partikularismus in der Zivilgesellschaft, jene Art von Familismus,
der jegliche Bürgerpflicht missachtet; die Auffassung von Freiheit
als Vorteilsnahme des Trickreicheren und des Stärkeren; die
Ablehnung der demokratischen Modernität; das Phänomen der
organisierten Kriminalität im Staat und in seinem Umfeld bzw. ihre
Verwurzelung in der Gesellschaft und schlimmer noch ihre Verwurzelung
im Bewusstsein des Einzelnen. Heute fehlen wie nie zuvor die
eindeutigen Bezugspunkte, die glaubhaft, gut begründet, frei und
überkonfessionell die Gesellschaft dazu anleiten könnten, ihre
eigenen Aufgaben und ihre Pflichten gegenüber den kommenden
Generationen in vollem Bewusstsein wahrzunehmen. Wir halten es für
dringend notwendig, dass eine radikale Umkehr stattfindet, die auf
den Bau einer wohl strukturierten Gesellschaft abzielt und die
getragen wird von sozial-ethischen Werten. Denn nur dann kann sich
ein Land tatsächlich als zivilisiert bezeichnen.
Mit der Arbeit in unserem Kreis können wir
natürlich nur einen bescheidenen und 'externen' Beitrag leisten,
damit in Italien der Gemeinsinn entsteht oder wieder entsteht, ein
Gemeinsinn, der sich seiner historischen Wurzeln, seiner
prinzipiellen Tragweite, seiner ethischen und konfessionsunabhängigen
Grundlagen bewusst sein soll. Dafür wollen wir zum einen
Informationen und Wissen über die Geschichte und Gegenwart Italiens
zusammentragen und zum anderen praktische Lösungswege für unser
Land aufzeigen. Dies soll als ein Beitrag für die Allgemeinheit
gesehen werden.
Um dies zu erreichen wollen wir:
- die Italiener der Region um Heidelberg zusammenbringen, die die oben skizzierten Themen und Ziele ansprechend finden,
- die Einrichtungen und den Wissensbestand der Universität Heidelberg nutzen und Dozenten und Forscher einladen, die über die Themen, die uns am Herzen liegen, referieren und mit uns diskutieren,
- die Beiträge der Mitglieder unseres Kreises und auch Außenstehender fruchtbar machen, indem sie gedruckt oder digital verbreitet werden,
- italienische Studierende, die in Heidelberg wohnen oder durchreisen, in die Arbeit einbeziehen,
- mit besonders qualifizierten Forschern Treffen und Konferenzen organisieren,
- mit anderen Kulturinstituten, die gleiche oder ergänzende Zielsetzungen verfolgen, zusammenarbeiten ( Italienzentrum der Universität Heidelberg, Istituto Italiano di Cultura Stuttgart, Dante Alighieri Stuttgart usw.),
- ein Netzwerk von Kreisen mit ähnlichen Zielen in Italien und Europa aufbauen, in der Überzeugung, dass die koordinierte Entwicklung solcher Organisationen – unter Berücksichtigung lokaler Besonderheiten – ihren Einfluss und ihre gestalterischen Möglichkeiten steigern würde.
Unser Kreis ist für alle offen, die die oben
angedeuteten Intentionen und Zielsetzungen teilen. Die Gruppe war in
ihrer Vorbereitungsphase sehr heterogen. Es nahmen Personen
unterschiedlichster Herkunft und Bildung daran teil. Es ist unsere
Absicht, dieses Merkmal beizubehalten. Sie sind herzlich eingeladen,
an den Treffen teilzunehmen und Ihren inhaltlichen und
organisatorischen Beitrag, Ihre Neugierde und Ihre Fragen
einzubringen.
Wir bitten Sie, schreiben Sie an
voltalacartahd@googlemail.com
oder kontaktieren sie Beppe Vandai (vandai@giuseppevandai.de).
Heidelberg, den 10. 11. 2011
Die
Erstunterzeichner
der
Vereinigung „Volta la Carta!„ („ Wende das Blatt! “) in
Heidelberg : Prof.
Dr. Luca Amendola, Loredana Canitano, Francesca Dordei, Marianna
Fontana, Nadia Gramegna, Antonio Passaro, Emanuela Previtera, Fausto
Romanato, Prof. Dr. Martin Sattler, Maurizio Silvani, Angelo Taurino,
Milena Tombolini, Giuseppe Vandai.
Der
Kreis trifft sich ein oder zweimal im Monat im
ISTITUTO ITALIANO PER GLI STUDI
FILOSOFICI
– scuola di Heidelberg –
APOTHEKERGASSE,
3 – 69117 Heidelberg (Altstadt).
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