Der
Aufruf der Glienicker
Gruppe
AUFBRUCH
IN DIE EURO-UNION (17.10.2013)
Schematische
Kurzfassung
erstellt von
Volta La Carta!! e. V.
Analyse
und Ausgangsthesen
Die
Wirtschaftskrise der Eurozone ist nicht vorbei. Bis heute wurden
keine nachhaltigen, strukturellen Maßnahmen ergriffen. Es ist damit
zu rechnen, dass alle drei Krisenstränge sich wieder verstärken:
a) die
Bankenkrise
b) die
Staatsschuldenkrise
c) die
Wettbewerbsfähigkeitskrise
Die Zeit ist
schon lange reif für strukturelle Reformen, ohne Aufschub!
Das Prinzip
der Eigenverantwortung der Krisenstaaten ist richtig. Krisenstaaten
können nicht automatisch auf Beistand rechnen (No-Bailout). Es gibt
jedoch in manchen Fällen zu große Kollateralschäden. Wir können
uns solche nicht mehr leisten. Die Euro-Zone kann erst stabil sein,
wenn sie solche Kollateralschäden verhindert – durch mehr
Integration und bessere Schutzmechanismen für den Fall von
Konjunkturschocks und Liquiditätskrisen einzelner Mitgliedstaaten.
Die EU hat
die Aufgabe, gemeinsam öffentliche Güter bereitzustellen die jeder
für sich alleine nicht bereitstellen könnte. In historischer
Reihenfolge waren dies die Sicherung des Friedens, der Schutz der
Außengrenzen, humanitärer Umgang mit Asylsuchenden, der Binnenmarkt
und der Schutz der Umwelt. Und schließlich stellt die EURO-Zone die
gemeinsame stabile Währung Euro bereit.
Die Grenze
der Eigenverantwortung der EU-Mitgliedsstaaten ist dort erreicht, wo
die Bereitstellung dieser öffentlichen Güter gefährdet ist. Sie
ist auch erreicht, wo elementare Lebenschancen einer ganzen
Generation bedroht sind. In solch einer Situation muss die
Solidarität zwischen allen Unionsbürgern greifen.
MASSNAHMEN
1) BANKENUNION:
BANKENFONDS und neue gemeinsame Bankenaufsicht
Die
gemeinsame Bankenaufsicht muss die solide Kapitalausstattung des
Bankensektors sicher stellen. Dafür müssen zunächst gemeinsame
Maßnahmen zur Bankenrestrukturierung und –abwicklung vereinbart
werden. Die Gläubigerkette muss durchgesetzt werden: Aktionäre,
nachrangige Anleihegläubiger, vorrangige Gläubiger und zuletzt der
von den Banken selbst finanzierte EU-Bankenfonds. Erst danach springt
die EU ein.
Die im
Frühjahr 2014 geplanten Stresstests der Banken können nur
funktionieren, wenn die Frage der Bankenabwicklung zuvor gelöst ist.
2)
EUROPÄISCHER WÄHRUNGSFONDS
(kontrollierte
Transferelemente zwischen den Mitgliedsstaaten)
Der jetzige
ESM muss zu einem dauerhaften Europäischen Währungsfond ausgebaut
werden,
a) um
Liquiditätskrisen zu verhindern und damit, dass ein Staat abrupt den
Zugang zum Kapitalmarkt verliert,
b) um die
fiskalischen Konsequenzen eines dramatischen Konjunktureinbruchs
abzufedern.
Es ist nicht
realistisch, zu glauben, die Währungsunion könne ohne kontrollierte
Transfers von den wirtschaftlich stärkeren zu den wirtschaftlich
schwächeren Ländern stabil sein. Es kann erforderlich werden,
Reform- und Sparprogramme für einzelne Staaten zeitlich zu stecken.
3)
GEMEINSAME ARBEITSLOSENVERSICHERUNG (die die nationalen Systeme
ergänzt)
a) um zu
verhindern, dass die Arbeitslosigkeit chronisch wird,
b) um
starken Rezessionen entgegenzuwirken,
c) um Europa
ein konkretes Gesicht zu geben.
Natürlich
müssen gemeinsame Standards für den Arbeitsmarkt geschaffen werden,
die sich alle Staaten zu akzeptieren verpflichten – ein
Anreiz verschleppte Reformen
umzusetzen. Somit würde die Integration
des europäischen Arbeitsmarktes vorangetrieben. Und somit wären die
Beschäftigten im Falle einer Wirtschaftskrise nach gemeinsamen
Standards geschützt.
4)
Verbesserung der
Kreditbedingungen, auch für öffentliche Investitionen
und VERBESSERUNG
der Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt
Bemerkung:
Auch Deutschland sollte die Niedrigzinsphase nutzen um in
Infrastrukturen zu investieren. Dies wäre ein Wachstumsimpuls für
Deutschland und den Rest Europas.
5)
KONTROLL-, Durchsetzungs-
und SANKTIONSMECHANISMEN der rechtsstatlichen VerfassungsstandardS
Es ist
widersinnig, dass die EU-Beitrittsstaaten vor dem Beitritt aufwändig
auf ihre demokratischen und rechtsstaatlichen Verfassungsstandards
überprüft werden und nach dem Beitritt keine Instrumente
vorgesehen sind, ihre Anwendung durchzusetzen. Damit alle Bürger
sich als Teil eines gemeinsamen Projektes fühlen, das auf konkreten
ethischen und demokratischen Werten basiert, ist es wichtig, seine
Erfolge, seine Wirkungskraft und seine einheitliche Umsetzung zu
zeigen.
6 )
EURO-Vertrag zur Integration im Euro-Raum (als
Lehre aus den Erfahrungen der Eurokrise ).
Es ist an
der Zeit, über einen neuen EURO-VERTRAG nachzudenken. Nur so könnten
wir die fast paradoxe Situation hinter uns lassen, die wir zu gut
kennen, in der man sich ständig fragt, ob die neuen Euro-Maßnahmen
oder die neuen europäischen Institutionen mit den nationalen
Verfassungen kompatibel sind.
Das
Prozedere muss umgekehrt werden. In einem Vertrag sollte man neue
Abkommen beschließen und einverständlich vereinbaren, mit welchen
Mitteln und mit welchen Regeln Europa auszustatten ist.
7
) EUROPÄISCHE WIRTSCHAFTSREGIERUNG
Die Praxis
der Treffen unter Regierungschefs, die wir seit Jahrzehnten kennen,
ist eindeutig gescheitert. Die jetzige Krise hat diesen Sachverhalt
deutlich gemacht.
Deshalb ist
eine EUROPÄISCHE WIRTSCHAFTSREGIERUNG dringend notwendig, eine
Institution, die auf mehreren Fronten rasch zu handeln vermag, die
z.B. Reformpakete für Krisenländer schnürt oder Banken schließt
oder neue öffentliche Güter unkompliziert zur Verfügung stellt.
Selbst ein gewisses Einmischungsrecht in die Haushalte der einzelnen
Staaten müsste sie haben.
Um
handlungsfähig zu sein, muss die europäische Wirtschaftsregierung
über ein Budget verfügen können, mit dem z.B. ein Fonds zur
Ankurbelung der Wirtschaft finanzierbar wird. Ein Vorschlag ist, dass
jeder Mitgliedsstaat 0,5% des eigenen BIPs zur Verfügung stellt.
Die
europäische Wirtschaftsregierung sollte vom europäischen Parlament
gewählt und kontrolliert werden (ein anderes Modell könnte so
aussehen: Die Regierungsmitglieder würden aus den Nationalparlamente
stammen).
8
) GEMEINSAME AUSSEN– UND
VERTEIDIGUNGSPOLITIK
Man sollte
nicht länger warten, auch auf diesem Gebiet fortzuschreiten. Europa
sollte nicht tatenlos zuschauen, wie die Machtverhältnisse zwischen
den Großmächten neu definiert werden und wie der russische und
chinesische Einfluss wachsen, während der amerikanische abnimmt.
Die EU
sollte einen eigenen Vertreter im Internationalen Währungsfonds und
bei der Weltbank haben, später auch in der UNO.
Die
Verteidigungspolitik sollte die Integration der verschiedenen Armeen
einplanen, um sie effizienter zu machen und um beträchtliche
Einsparungen zu erreichen. So könnten Ressourcen für andere Zwecken
frei werden. Die europäische Union muss alles im allen unbedingt
attraktiver werden, sodass auch Großbritannien sich den
Herausforderungen stellt und sich für gemeinsame Projekte engagiert.
Volta
La Carta!! e. V.
http://voltalacartaheidelberg.blogspot.de/
Heidelberg,
den 19. 12. 2013
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